Geschichte


1907, vor nunmehr über 100 Jahren, gründeten einige beherzte junge Gerichshainer entgegen der damalig vorherrschenden Auffassung - Fußball sei ein roher Sport und körperliche Ertüchtigung bestenfalls in Turnvereinen erreichbar - den Fußballverein SV Gerichshain. Mit Mut und Entschlossenheit lehnten sie sich couragiert gegen Eltern, Schule und sonstige Gegenspieler auf.


Richert Holenbach und Oskar Rothe nahmen unterstützt von dem Kaufmann August Berger im Gasthof Gerichshain am 25. / 26. Juni 1907 die Gründung des Vereins vor. Neben diesen Sportfreunden waren überdies Paul Zörner, Fritz Knoll, Max Eilenberg, Otto Koch, Albert Klemm und Kurt Hauck sowie einige Andere an dem Fußballvorhaben beteiligt.


Die ersten Jahre waren mit erheblichen Anstrengungen verbunden. Insbesondere beschäftigten den jungen Verein auf lange Zeit die Spielplatzschwierigkeiten. Zudem konnte anfänglich nur mit Mühe eine Mannschaft aufgestellt werden.


Das packende Spiel fand zunächst auf dem Platz am Ortseingang Gerichshain links von Leipzig gegenüber der früheren „Einnahme“ und später auf dem gepachteten Platz an der Brandiser Straße statt, auf welchem auch noch heute das Leder des Vereins rollt. Dabei taten die bestehenden Probleme und das zunächst eher dürftige Ballmaterial - zusammen gedrehte Zugfetzen verschnürt mit Bindfaden - der Spiellust aller Beteiligten keinen Abbruch.


Im Juni 1930 fand die Gründungsversammlung eines weiteren Fußballvereins in Gerichshain, dem Arbeiter-Sportverein, im Gasthof Gerichshain statt. Hauptakteure waren dabei die Sportfreunde Rolle, Dittrich, Wartig, Mittank, Borich, Havel, Fischer, Papst und Leipnitz sowie einige Andere. Während des 3-jährigen Bestehens des neuen Vereins war der SV Gerichshain jederzeit unterstützend tätig. Die Fußballbegeisterten spielten ebenso wie der SV Gerichshain auf dem Platz an der Brandiser Straße.


Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Diktatur 1933 begann die Zerschlagung der bestehenden Sportvereine. Mit der fadenscheinigen Begründung, dass jegliche Vereinsmeierei aufhören müsse, lösten die Nationalsozialisten beide Fußballvereine auf. Künftig sollte in Gerichshain nur noch ein Fußballverein sportlich aktiv sein. Aus dem Zusammenschluss des SV Gerichshain und des Arbeiter - Sportvereins entstand der Turn - und Sportverein zu Gerichshain.


Obschon seit dem Jahr der Fusion die Besetzung des Vorstandes - von 1933 - 1935 Kurt Ossin, Herbert Hesse, August Berger und von 1935 - 1939 Oskar Rothe, Kurt Reichelt, Heinrich Senke, Erich Koch - bis zum Ausbruch des Krieges im September 1939 mehrfach wechselte, fand mit drei Herren- einer Jugend- und zwei Knabenmannschaften ein reger Spielbetrieb auf Kreisebene statt. Die 1. Mannschaft des TSV Gerichshain spielte bis Kriegsausbruch in der 1. Kreisklasse Leipziger Staffel A gemeinsam mit den Vereinen Holzhausen, Lindenau, Großzschocher, Leutzsch, Eutritzsch, Böhlen und Paunsdorf. Zwei Spieler, Erich Koch und Alfred Schütze, spielten zudem in der Turnierauswahl.


Während der folgenden fünf Kriegsjahre gestaltete sich die Aufrechterhaltung der Vereinsgeschäfte und des Spielbetriebes äußerst schwierig. Nahezu 120 Mitglieder, darunter allein 30 aktive Spieler, wurden zum Kriegsdienst eingezogen, so dass der Spielbetrieb der Herren nicht aufrechterhalten werden konnte. Das trotz der Schwierigkeiten in den verheerenden Kriegsjahren eine Jugend- und eine Knabenmannschaft bestand, war ausschließlich der Verdienst des Ehrenvorsitzenden August Berger.

 

Nach dem vernichtenden Ende des zweiten Weltkrieges griff die Besatzungsmacht durch erhebliche Verbote und Verordnungen in das Sportleben ein. Wie in jeder Gemeinde und Stadt der russisch besetzten Zone sollte nur noch ein Sportverein mit sämtlichen angeschlossenen Sektionen bestehen.


Nach Lockerung der Sportdiktate versuchte der Fußballverein einen Neuanfang. Im Mai 1949 übernahmen die aus dem Feld heimgekehrten Sportfreunde Alfred Voigtländer, Kurt Reichelt, Kurt Fischer, Erich Koch, Heini Band, Herbert Rolle, Martin Näther und Kurt Busch wieder die Leitung des Fußballvereins und bauten in enger Zusammenarbeit mit der Jugend neu auf, was durch den Krieg verfallen war. Trotz Spielbekleidungsnot, knappen Ballmaterials und trotz eines eng geschnallten Riemens infolge der wenig zugeführten Kalorien wurde mit dem Trainings- und Spielbetrieb sofortig wieder begonnen. In der 1. Mannschaft spielten jedoch kaum noch aktive Spieler aus der Vorkriegszeit. Viele waren gefallen oder vermisst. Die übrig gebliebenen Sportfreunde der alten Riege mussten dem Krieg ebenfalls nach kurzer Zeit ihren Tribut zahlen.

 

Indes konnten zahlreiche neue Sportler gewonnen werden. Langsam formierten sich die Mannschaften, bis sie dann im Jahr 1948 / 1949 nach Gründung des Fußballverbandes der Bezirke und Kreise und nach zunächst erlassenen Satzungen und Regeln mit den Meisterschaftsspielen des Auf- und Abstieges beginnen konnten. Schnell wurde im Kreis Grimma in der 2. Kreisklasse die Spitze erobert, so dass die SG Gerichshain, der neue Name des Fußballvereins, nach Bildung der zwei Kreise Grimma und Wurzen als 1. Mannschaft in der 1. Kreisklasse Wurzen spielte.

 

In den Jahren 1949 - 1953 musste der Spielbetrieb auf einem Ausweichplatz am Pehritzscher Weg stattfinden, da der alte Sportplatz durch Kriegseinflüsse völlig verwüstet war. 1952 / 53 wurde dieser in unzähligen freiwilligen Arbeitseinsätzen wieder hergestellt, so dass der Spielbetrieb 1953 an der Brandiser Straße wieder aufgenommen werden konnte.


In den Jahren von 1953 - 1989 spielten zwei Männermannschaften und fünf Nachwuchsmannschaften im Kreis Wurzen. In dieser Zeit errang die 1. Mannschaft drei Mal den Kreismeister 1978 / 79, 1980 / 81, 1985 / 86 sowie 2 Mal den Pokal 1979 und 1983. Im Nachwuchsbereich erreichten die Mannschaften in ihrem Altersbereich mehrmals den Kreismeister.


1970 vollzog sich ein Generationswechsel in der Leitung des Fußballvereins. Die Sportfreunde Kurt Reichelt, Herbert Rolle, Albert Proß, Erich Senke schieden aus dem Verein wegen Krankheit oder hohem Alter aus. Die Führung übernahm Sportfreund Henry Schmölling, der den Verein mit uneigennütziger Umsicht und Fleiß durch die folgenden 25 Jahre führte. Unterstützt wurde er von den Sportfreunden Johann Drescher, Günther Frosch, Kurt Busch sowie dem jungen Sportfreund Thomas Quauck.

 

Der Wunsch nach einem eigenen Sportlerheim erfüllte sich 1969. Die Gemeinde stellte dem Fußballverein eine alte Scheune, ehemals „Bauernhof Klinge“, zur Verfügung, die in 5.600 geleisteten Stunden durch die Sportler des Fußballvereins zu einem Sportlerheim umgebaut wurde. 1973 wurde es eingeweiht. Außer den hierin vorhandenen Dusch- und Umkleideräumen entstanden im Jahre 1985 weitere vereinseigene Räume wie Clubraum, Geschäftszimmer und Geräteraum für die Unterbringung von Geräten und Sportmaterial.

 

Mit der Wiedervereinigung beider deutschen Staaten sowie der damit verbundenen politischen und sportlichen Neugestaltung erfuhr auch der Fußballverein ein Umdenken. Eine entscheidende Voraussetzung dafür war die Wandlung des Sportvereins in einen eingetragenen Verein per 19.11.1991.

 

Als 1994 die Muldentalliga aus den Kreisen Wurzen und Grimma gebildet wurde, schaffte die 1. Mannschaft den Sprung in die Muldentalliga. Die intensive Betreuung und Förderung der „Ersten“ Mannschaft beschränkt indes keineswegs die Arbeit mit der zweiten und den Nachwuchsmannschaften. Neben der sportlichen Ausbildung wird zudem auf soziale Entwicklungsfelder der jungen Fußballer geachtet. Den Betreuern der Kinder- und Jugendmannschaften geht es insbesondere um Engagement und Einsatz, um Wettbewerb und Kräftemessen, um Leistung, aber auch Tugenden wie Selbstdisziplin und Teamgeist.

 

So hat der Fußballverein Gerichshain in den vergangenen Jahren Höhen und Tiefen erlebt, die ihn weder überheblich noch ernsthaft missmutig gestimmt haben. Bleibt doch der Fußball auf dem grünen Rasen ein Spiel, das begeistert, mitunter betrübt aber in seiner Faszination und Spannung verschiedenste Sportfreunde zusammenführt und verbindet.

 

1998 wurde der Sportverein erneut umbenannt. Bis zum heutigen Tag trägt er den Namen SV Tresenwald. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Sportverein zum nunmehr mitgliederstärksten Breitensportverein des Muldentals mit 10 verschiedenen Sektionen.


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